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Kurzbiografie des Martin Luther

Zitat

Katholizismus, Reformation und Christentum

Nach den Lehren der Anthroposophie  ist mit dem Durchbruch der Wissenschaften, die Zeit der Religionen und deren Klassifizierungen dem Untergang geweiht und eine  Pforte zum allgemeinen Christentum aufgestossen. "Christentum" in diesem Sinne zeichnet sich aus durch den Christus in uns und der selbstlosen Nächstenliebe gegnüber unseren Mitmenschen. Die Zeiten der Führung von geistigen Wesenheiten ist vorüber und setzt voraus, das wir in unsere eigene Kraft kommen und unseren Weg der Wahrheitsfindung und somit den Pfad in die geistige Freiheit als eigenständiges Wesen der Schöpfung betreten. Zugegeben, es ist und bleibt für jeden einzelnen von uns eine Herausforderung, ein kosmischer Lehrstuhl bis ans Ende unserer irdischen Tage!

In diesem Zusammenhang beschäftige ich mich seit einigen Tagen mit der Biografie des Martin Luther (gebürtig Luder). Er wurde am 10. November des Jahres 1483, als Sohn eines Arbeiter im Kupferbergbau in Eisleben geboren. Nach einem Besuch der Lateinschule und der Domschule zu Magdeburg, besucht er die Pfarrschule in Eisenach. Seinen Lebensunterhalt verdiente er zuweil durch Gesang in Chören und als Spendensammler für die hiesige Pfarrei. Im Jahr 1501 beginnt er ein Studium an der Universität zu Erfurt und legte dort einige Zeit später die Prüfung des "Baccalaureus der Philosophie" ab, vier Jahre darauf den Titel des "Magister Artium". Ein folgendes Jurastudium (nach Wunsch seines Vaters), bricht er nach einem lebensbedrohlichem Zwischenfall ab, löst sein daran gebundenes Gottesgelöbnis ein und tritt dem Augustiner-Eremiten-Kloster in Erfurt bei. Nach einer einjährigen Probezeit legt Luther hier endgültig sein Gelübde ab und etwa um 1507 folgend, aufgrund seiner akademischen Vorbildung im Erfurter Dom, die Priesterweihe . Darauf folgte die Einberufung in das Augustiner-Konvent nach Wittenberg, Promovation des "bacclareus biblicus", 1512 die Promovation zum Doktor der Theologie, 1513 Subprior des Klosters, Studienleiter des Konvents und das Amt des Distriktvikar, zeichneten ihn unter anderem aus.

Die reformatorische Wende und der Streit um den Ablass nahm 1513 seinen Beginn. Durch eine zwischenzeitliche, mehrwöchige Reise nach Rom um ca 1509/10 ,wurde Luther das erstemal bewusst, mit welchem Promp in Überfluß sich der Vatikan umgab und nahm enormen Anstoß an die Kommerzialisierung und der Veräußerung der Frömmigkeit dessen. Luther bediente sich zu seinen Arbeiten, zusehends der modernsten Hilfsmittel, wie beispielsweise "der Humanismus mit seinen Werken zur Grammatik des Hebräischen", sowie die Herausgabe griechischer Texte, u.a. das griechische "Neue Testament". Er setzt sich mit der scholastischen Theologie auseinander und stellt durch tief gewonnene Erkenntnisse, deren Denkmuster durch seine exzellent geschulte Denkkraft, kritisch infrage.
Seine Kernarbeit und sein Hauptaugenmerk galt der Auslegung biblischer Bücher und deren Unterrichtung. Hierbei wendet er sich immer mehr und mehr gegen eine Theologie, die das Verhältnis zu Gott an Bedingungen knüpft, immer ausgehend von den Inhalten der Bibel. Hier lernt er die Bedingungslogik in allen Grundzügen zu hinterfragen. Durch diese neugewonnenen Ansätze der "bedingungslosen Gnade" ,fiel Luther in Ungnade gegenüber dem damaligen räuberischen Ablasshandel und den nicht abgeleisteten Bußübungen, jenseits der sächsischen Grenzen und zog damit den Zorn der Erhabenen auf sich. Innerhalb der vergangenen Jahre gelang es Luther eine kleine Gruppe enger Verbündeter um sich zu scharen. Darunter waren u.a. der Theologieprofessor Nilkolaus von Amsdorf, Erasmus von Rotterdam, Philipp Melanchton und nicht zuletzt sein Lehrer und großes Vorbild, der Generalvikar der Augustiner-Eremiten, Johann von Staupitz.

Luthers Empörung über das Ablassgeschäft, durch die Ermächtigung des Papst Leo X., nahm immer mehr und mehr zu. Ausführendes Organ des Ablasshandels in den dortigen Regionen war der Dominikanerpater Johannes Tetzel. Luther empfand das Ablassgeschäft verbunden mit den furchterregenden Predigten Tetzels, als eine Bedingungslosigkeit und Mißachtung der göttlichen Gnade und des göttlichen Gnadengeschenks. Da die herrschende Ablasspredigt gegen alle Grundsätze des Evangeliums widersprach, wurde Luther zum Meister der Reformation. Durch sein Aufbegehren gegen die Obrigkeiten des Vatikans und der anderen Klostergemeinden, ging Martin Luther durch ein jahrelanges Martyrium der Verfolgung und der Verachtung.

Luther beschrieb wie folgt,
der zentrale Vorwurf gerichtet an die kirchliche Hierarchie: Ihr Machtanspruch basiert auf einem System, das mit Angst arbeitet. Die Gunst des Ablasses setzt eine Logik voraus, nach der Gnade nie umsonst sein kann. Sie muss verdient, bewahrt oder bezahlt werden. Der Ablass bietet eine Scheingewissheit und verstellt dadurch den Blick auf den "wahren Schatz" der Kirche: das Wort Gottes.

Am 31. Oktober 1517 wurden voraussichtlich, basierend auf einigen Dokumenten, die 95 Thesen Luthers an der Tür der Schlosskirche angeschlagen. Zu seinem engeren Wirkungskreis zählen nun einige enge Vertraute wie z.B Johannes Brenz, Erhard Schnepf Theobald Billikan und Martin Bucer, die sich bereiterklärten die Reformation in den weiten Teilen Deutschlands voranzubringen. Durch ein Gutachten des höfischen Dominikaner Sylvester Mazzolini Prierias, wurde Luther der Ketzerei beschuldigt. Nachdem Luther dem Urteil des Widerrufs nicht nachgab und Haftbefehl gegen ihn erlassen wurde, konnte er heimlich über Nacht Augsburg verlassen und kehrte nach Wittenberg zurück. Durch die Krönung Karl V. zum Kaiser, wurde der Prozess gegen Luther erneut aufgerollt und eine Bannandrohungsbulle ausgearbeitet, die Luther in 41 seiner Sätze, zur Ketzerei beschuldigten. Dennoch sprach er am 17. November im Jahr 1520 noch öffentlich in einem Konzil:
Das kirchliche Recht sei zu einem Mittel geworden, Gott seiner Herrschaft zu berauben und an seine Stelle den "Papst" zu setzen. Nicht mehr Gott sitzt in seinem Tempel, sondern sein "Widersacher"!
Durch diese apokalyptische Deutung der gegenwärtigen Papstkirche, ist die Trennung von Rom für Luther unwiderruflich. Am 3. Januar 1521 unterschrieb der Papst die Bulle, gegen Luther und der Bann wurde gegen ihn verhängt.
In weiteren Reden verurteilte Luther den Prunk und Promp der päpstlichen Gepflogenheiten, mit seinen Siegeln, Fahnen, Ablässen und Erlassen und das verführen des Volkes zu Geldspenden und Stiftungen, wodurch jeglicher wirkliche Glaube unterdrückt und mit der Not der Bevölkerung ein Geschäft gemacht wurde. In einer Schrift Luthers, die die Umstände, als "babylonische Gefangenschaft" biblisch darstellt, findet man seine Kritik: "Die Christen sollen sich aus der Knechtschaft menschlicher Gesetze befreien, in die die römische Kirche sie gebracht hat."
Ein interessanter Aspekt in diesem Lebenslauf ist die Tatsache, das Luther in seiner Freiheitslehre folgendes schreibt: "In der Freiheit eines Christenmenschen". Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jederman untertan. Christus nimmt im fröhlichen Tausch alle menschliche Sünde auf sich und schenkt dem Menschen dafür seine Gerechtigkeit. Der durch Christus befreite Mensch verhält sich nun seinen Mitmenschen gegenüber so, wie Christus sich ihm gegenüber verhalten hat. Er lebt nicht mehr sich selbst, sondern als dienstbarer Knecht in Christus und seinem Nächsten. In Christus durch den Glauben, im Nächsten durch die Liebe. Christliche Freiheit zur Liebe aufgrund der befreienden Zusage göttlicher Liebe.

Luther schaffte es, sich dem Urteil zu entziehen und täuschte einen auf ihn verübten Überfall vor. Man brachte ihn heimlich auf die Wartburg, von wo er aus in einem 10-monatigen Aufenthalt das neue Testament ins Deutsche übersetzte. Am 15. März im Jahre 1545 erscheint Luthers Schrift "Wider das Papstum zu Rom, vom Teufel gestiftet". In dieser Schrift prangert er den Papst als Widerchrist und Werwolf an, als einen Feind Gottes, als Feind Christi, als aller Christen und aller Welt Feind: "Wer dem Papst gehorsam sein will, muss wissen, dass er dem Teufel gegen Gott gehorsam ist."

All die Jahre gelang es Luther, sich gegenüber den ihn verhängten Strafen zu entziehen. Durch seine wahre geistige Freiheit konnte er widerstandslos einen grossen Umbruch der römisch katholischen Macht erwirken. Durch seinen wahren Glauben und durch seinen Glauben an Gott, entwickelte er die Kraft, den Menschen damals wie heute, einen anderen Aspekt, den der "protestantischen Kirche" darzubringen.

Hier möchte ich mich den Worten Axel Burkarts anschliessen: "Martin Luther und Rudolf Steiner", Luther 500 Jahre; 1900 die zweite Reformation durch Rudolf Steiner, durch sein Manifest für eine soziale und christliche Zukunft - eine Erneuerung des Christentums.

Das erleben wir auch heute wieder verstärkt in hohem Maße. Kirchenaustritte über Austritte, immer leerer werdende Kirchen, dunkle Machenschaften des Vatikans werden immer mehr aufgedeckt, Korruption und Manipulationen werden zum Tagewerk und somit wird die Kraft für den Grundstein eines neuen christlichen Verständnisses außerhalb der Kirchen geboren.

Rudolf Steiner hat einige Worte zum Verständnis zur Person Martin Luthers hinterlassen:
Wann versteht man heute Luther wirklich? Man versteht ihn dann wirklich, wenn man weiß, wie die innere Beschaffenheit, die von unseren Anschauungen ganz unabhängige, innere Beschaffenheit der Luther-Persönlichkeit war.Wenn man weiß, das Luther kurze Zeit nach dem Aufgang der fünften nachatlantischen Zeit aufgetreten ist,und wenn man weiß, daß in seinem Gemüt, in seiner Seele alles an Impulsen eines Menschen der vierten nachatlantischen Zeit lebte - er war deplaciert in der fünften nachatlantischen Zeit; er dachte, fühlte, lebte, wie ein Mensch der vierten nachatlantischen Zeit, aber hatte vor sich die  Aufgabe der fünften; denn er stand gerade am Anfang der fünften nachatlantischen Zeit, ein Mensch hineingestellt, der eigentlich alle Eigenschaften der vierten Periode als Impulse in seinem Gemüt hatte. Und unbewußt, instinktiv lebte in dieser Luther-Seele der Aspekt, der Hinblick auf dasjenige, was die fünfte nachatlantische Periode bringen sollte. Was sollte sie denn bringen? Den gesamten Materialismus, den nur überhaupt die nachatlantische Zeit der Menschheit bringen kann. Der Materialismus sollte auf allen Gebieten nach und nach in die Menschheit eindringen (....)
(Lit.: GA 177, S.111 ff  Die spirituellen Hintergründe der äußerenWelt/ Der Sturtz der Geister der Finsternis, siebenter Vortrag, Dornach, 12. Oktober 1917)

Luther verstarb am 18. Februar 1546 in Eisleben. Sein Leichnam wurde über Halle nach Wittenberg in die Schlosskirche überführt; die 95 Thesen als Mahnwache, in die seit dem Jahr 1858, mittlerweile bronzenen Pforten der Schlosskirche eingebracht, bzw. eingegossen.

(Quellen: aus der biblischen Lutherübersetzung; Biografie des Martin Luther: Leben und Glauben)

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Ursula Dziambor