Der Aufbaupol und der Abbaupol des sozialen Körpers
Das Goethesche "Was fruchtbar ist allein, ist wahr"!, hat auch seinen tiefen sozialen Sinn.
Denn in der Fruchtbarkeit, in der Produktivität des innerlichsten Geiststands, ist die Kluft zwischen dem ICH und dem WIR getilgt. Das Leben des Geistes in den menschlichen Seelen ist der Aufbaupol des sozialen Körpers. Es speist das soziale Zusammen mit Fähigkeiten. Und was ist der soziale Abbaupol? Der Zwang in der Natur des menschlichen Leben, der Mangel, der Bedarf, also: die Wirtschaft. Denn der Bedarf sorgt - als "Nachfrage" - nicht nur dafür, daß vom Gegenüber der Produktion - als "Angebot" - Waren und Leistungen in Fluß kommen, sondern er zieht alle menschlichen Betätigungen, die diese Waren und Leistungen zustande bringen, bedarfswärts in den Zwang des Mangels. Das "Arbeiten im Schweiße des Angesichts" ist zunächst, rein dem Tatbestand nach, nicht ein freies, sondern ein unfreies Tun.
Und je mehr das Wirtschaften zum volks-oder gar weltwirtschaftlichen Zusammenwirken wird, umso stärker wird nicht nur das Leben des einzelnen Menschen, sondern der ganze soziale Zusammenhang von der Zwangsmäßigkeit, die vom Gesamtbedarf ausgeht, durchzogen und durchspannt. Gegenseitig bewerten sich die Menschen immer weniger (im Sinne einer alten Standesehre) nach dem, was sie sind, vielmehr (im Sinne der bürgerlichen Berufsehre und schließlich vollkommen ehrlos) nach dem, wozu sie sich brauchen können. Innerhalb seiner Wände mag sich der "homo oeconomicus" von sich selbst einbilden, was ihm passt; von außen, im sozialen Zusammenhang gesehen, ist er nur ein Komplex von Nutz- und Brauchbarkeiten. Auch was unwahr an ihm ist, wird akzeptiert, wenn es nur nützlich und verwertbar ist. Ob ich am laufenden Band, in der Direktion oder sonst irgendwo im Getriebe der zivilisierten Wirtschaft stehe: Ich werde nicht als Mensch in meinem "Sein", sondern als Hebel oder Schraube in meinem Nutzeffekt beansprucht. Arbeitsteiliges Wirtschaften zehrt zunächst, rein dem Tatbestand nach, den Menschen ab. Und wenn es ihn auch - z.B. am Band - wieder gruppiert und in ein Zusammen schaltet, so ist dies Zusammen eine Maschine, kein WIR, und die einzelnen sind funktionierende Teile ohne geistiges Band, das sie gliedschaftlich verbände. In der Zivilisationsmaschinerie ist heute gezwungenermaßen der einzelne Mensch seelisch so arm, wie - sagen wir . im späteren Mittelalter Bettelmönche sich freiwillig "arm" machten.
Und deshalb ist brutal formuliert - das Grundgesetz der Wirtschaft die - Pleite.
(Auszug aus: "Die Neugeburt des deutschen Rechts",Roman Boos 1933)
Der Aufbaupol und der Abbaupol des sozialen Körpers
Das Goethesche "Was fruchtbar ist allein, ist wahr"!, hat auch seinen tiefen sozialen Sinn.
Denn in der Fruchtbarkeit, in der Produktivität des innerlichsten Geiststands, ist die Kluft zwischen dem ICH und dem WIR getilgt. Das Leben des Geistes in den menschlichen Seelen ist der Aufbaupol des sozialen Körpers. Es speist das soziale Zusammen mit Fähigkeiten. Und was ist der soziale Abbaupol? Der Zwang in der Natur des menschlichen Leben, der Mangel, der Bedarf, also: die Wirtschaft. Denn der Bedarf sorgt - als "Nachfrage" - nicht nur dafür, daß vom Gegenüber der Produktion - als "Angebot" - Waren und Leistungen in Fluß kommen, sondern er zieht alle menschlichen Betätigungen, die diese Waren und Leistungen zustande bringen, bedarfswärts in den Zwang des Mangels. Das "Arbeiten im Schweiße des Angesichts" ist zunächst, rein dem Tatbestand nach, nicht ein freies, sondern ein unfreies Tun.
Und je mehr das Wirtschaften zum volks-oder gar weltwirtschaftlichen Zusammenwirken wird, umso stärker wird nicht nur das Leben des einzelnen Menschen, sondern der ganze soziale Zusammenhang von der Zwangsmäßigkeit, die vom Gesamtbedarf ausgeht, durchzogen und durchspannt. Gegenseitig bewerten sich die Menschen immer weniger (im Sinne einer alten Standesehre) nach dem, was sie sind, vielmehr (im Sinne der bürgerlichen Berufsehre und schließlich vollkommen ehrlos) nach dem, wozu sie sich brauchen können. Innerhalb seiner Wände mag sich der "homo oeconomicus" von sich selbst einbilden, was ihm passt; von außen, im sozialen Zusammenhang gesehen, ist er nur ein Komplex von Nutz- und Brauchbarkeiten. Auch was unwahr an ihm ist, wird akzeptiert, wenn es nur nützlich und verwertbar ist. Ob ich am laufenden Band, in der Direktion oder sonst irgendwo im Getriebe der zivilisierten Wirtschaft stehe: Ich werde nicht als Mensch in meinem "Sein", sondern als Hebel oder Schraube in meinem Nutzeffekt beansprucht. Arbeitsteiliges Wirtschaften zehrt zunächst, rein dem Tatbestand nach, den Menschen ab. Und wenn es ihn auch - z.B. am Band - wieder gruppiert und in ein Zusammen schaltet, so ist dies Zusammen eine Maschine, kein WIR, und die einzelnen sind funktionierende Teile ohne geistiges Band, das sie gliedschaftlich verbände. In der Zivilisationsmaschinerie ist heute gezwungenermaßen der einzelne Mensch seelisch so arm, wie - sagen wir . im späteren Mittelalter Bettelmönche sich freiwillig "arm" machten.
Und deshalb ist brutal formuliert - das Grundgesetz der Wirtschaft die - Pleite.
(Auszug aus: "Die Neugeburt des deutschen Rechts",Roman Boos 1933)