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Spuren, die wir hinterlassen

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Jeder von uns ist eine einzigartige Persönlichkeit, die durch niemand anderen ersetzt werden kann. Wenn wir den physischen Plan verlassen und in unsere geistige Heimat zurückkehren, haben wir dieser Welt etwas hinzugefügt. Durch unsere Kontakte zu unseren Mitmenschen und unser Wirken in der Welt haben wir sie bereichert. Durch das, was wir gedacht und gefühlt, was wir geliebt und gehasst haben, hinterlassen wir Spuren, bleiben wir denen, die zurückbleiben, unvergessen. Auch unsere materiellen Hinterlassenschaften geben Aufschluss über unsere Individualität. Welche Bücher haben wir gelesen? Welche Interessen haben wir verfolgt? Was war für uns bedeutsam, was weniger wichtig? Unser Schaffen und unsere Schöpfungen geben Aufschluss über unser Wesen, ja sie erzählen die Geschichte unseres Lebens.

So ist es meist mit Wehmut verbunden, wenn wir nach dem Abschied von einem geliebten Menschen seine Sachen zu ordnen haben. So viele Erinnerungen, die uns verbinden, werden bei diesem Vorgang lebendig! Manchmal entdecken wir dabei auch noch unbekannte Interessen und sind erstaunt, womit sich der Verstorbene so alles beschäftigt hat. Neue Facetten seiner Persönlichkeit mögen zu Tage treten und sein Wesen noch einmal von einer unerwarteten Seite beleuchten.

So ist es mir mit meiner lieben Mutter ergangen, in deren Wohnung ich während der Aufräumarbeiten viele Entdeckungen machte. Bücher über unerwartete Themen überraschten mich und einmal mehr bewunderte ich ihre wunderschönen Bilder, die als Ergebnis ihres künstlerischen Schaffens ganze Regalwände füllen. Nach ihrem Eintritt in den Ruhestand hatte sie sich zum Profi entwickelt, diverse Malkurse besucht und zahlreiche Techniken ausprobiert. Besonders berührte mich der Fund diverser Fotoalben, in denen sie die Entwicklungsstufen meiner Kinder besser dokumentiert hatte, als ich es selbst je getan hatte. Ich fand ein Gästebuch, in dem ihre künstlerischen Werke in liebevoller Weise von den Besuchern ihrer Ausstellungen gewürdigt worden waren und ich war gerührt über die Wertschätzung, die ihre Schüler ihr als Lehrerin entgegenbrachten. In einer „Bierzeitung“, die Schüler einer vierten Klasse einmal vor dem Übergang in die weiterführende Schule für sie zusammengestellt hatten, fand ich folgendes Gedicht, das das Wesen meiner Mutter (Frau Seyer) so unglaublich treffend zum Ausdruck bringt:

Angst vor der Schule

Vier Jahre ist es jetzt schon her,
denn auch für mich begann das Malheur
an einem Tag im August
ich zur Schule musst,
und hatte doch gar keine Lust.
Mir war vor Angst doch ziemlich bange,
doch der erste Tag war gar nicht lange.
Am zweiten Tag flüsterte Frau Seyer mir zu:
„Sei doch nicht ängstlich, behalte die Ruh.
Ich werde dir helfen so gut ich kann,
doch sei immer fleißig und strenge dich an.“
Seitdem ist die Angst vor der Schule vorbei
Und ich fühle mich wie vorher – glücklich und frei!

Sehr gut gefällt mir auch ein Gebet der Australischen Aborigines, das sie über die Spuren, die wir durch unser Wirken als Erdenbürger hinterlassen, verfasst haben:

Die göttliche Quelle, die in der Stille für uns singt,
ist die, die uns voneinander lernen lässt:
Leite meine Schritte mit Kraft, Weisheit und Liebe.
Möge ich die Lehren verstehen, wenn ich gehe.
Möge ich den Zweck aller Dinge ehren.
Hilf mir, alles mit Achtung zu berühren.
Und immer von dem zu sprechen, was hinter meinen Augen liegt.
Lass mich beobachten, nicht urteilen.
Möge ich keinen Schaden verursachen
Jedoch Spuren von Farben und Tönen zurücklassen,
wenn ich in das Ewige zurückkehre.
Möge sich der Kreis schließen und die Spirale breiter sein.

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Gelöschter Benutzer
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Sehr rührend liebe Ursula. 😘