Neues Buch von Wolf-Dieter Storl und Erheiterndes
Zitat von Ursula Dziambor am 22. Mai 2020, 21:53 Uhr
Wolf-Dieter Storl
Einsichten und Weitblicke
Mai 2020
Wir stolzen Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder
Und wissen gar nicht viel;
Wir spinnen Luftgespinnste
Und suchen viele Künste
Und kommen weiter von dem Ziel.
-Matthias Claudius
Kann unser im harten Schädel verschanztes Primatenhirn die unendliche Fülle des Seins wirklich erfassen, kann der Kopf diese Fülle verstehen? Ich habe da meine Zweifel.
Für den berühmten britischen Gelehrten Aldous Huxley – er schrieb, unter anderem, das Buch Brave New World – ist das Hirn vor allem ein Reduktionsfilter, das die auf uns einströmende Fülle auf ein erträgliches Maß reduziert und unser alltägliches Bewusstsein einschränkt, so dass wir unsere karmisch bedingten Lebensaufgaben bewältigen können. Ohne diesen Filter würden wir von dem Überfluss der Eindrücke überwältigt und verwirrt werden, wir würden wie die Felsen und Steine reglos und schweigend stillstehen müssen. Eine Ewigkeit lang. Oder wie die Pflanzen würden wir uns in ekstatischer Wonne der Kraft der Erde und des Lichtes hingeben müssen. Im ewigen und einmaligen Hier-und-Jetzt, würden wir verharren.
Dieser Zustand – Mystiker reden davon – könnte ideal sein, aber wir sind weder Stein, noch Pflanze, noch unschuldige Tiere. Wir sind Menschen mit Karma. Das heißt wir sind verstrickt in den Banden, die wir mit unseren Wünschen, Gedanken, Worten und Taten uns selber gestrickt haben. Wir sind frei. Wir sind Funken des göttlichen Geistes, auf Abenteuerreise. Wir befinden wir uns im Zustand des Abgesondertseins (mittelhochdeutsch sundert). Die Kirche nahm das auf und spricht von der „Erbsünde“. Wir sind also besonders. Und unser Ziel ist es, uns aus den karmischen Verstrickungen – dem egoistischen Wahn, der geistigen Blindheit der Blödheit – zu lösen, die Erleuchtung, das Nirvana, das Seelenheil, Moksha, Shiva, die Wonne oder wie immer man es nennen will, zu erlangen. In der Vision der mittelalterlichen Minnesänger sind wir Ritter auf Suche nach dem Gral und die Reise ist ein Abenteuer; Pilger sind wir auf der Suche nach unserem wahren Selbst.
Auf dieser Reise helfen uns unsere Brüder und Schwestern, die Kräuter und Bäume, die Tiere. Sie sind noch verbunden, nicht abgesondert. Und auch die Lichtelfen – unsichtbar für das äußere Auge –, die klugen Zwerge, die Engelwesen, die seligen Ahnengeister und die Götter, wenn wir ihnen lauschen, weisen uns Wege auf unserer Abenteuerreise.
Und eine der Gottheiten, den unsere Vorfahren kannten, ist der in den Stürmen und den Wäldern waltende Zauberer und Schamanengott Woden. Diesem Wodan, Goden, Woutis, Odin, widmete ich diese Zeilen:
Wodan – Odin,
Gott der Raben, Wölfe und Berserker
wählte dich, hat dich erkoren,
noch ehe du wurdest geboren.
Ihm ist es egal,
ob du Jesus liebst,
dich Allah ergibst,
dich ins buddhistische Nirwana meditierst
oder im wissenschaftlichen Materialismus verlierst.
Wotans wilder Wind durchweht und wirbelt dich,
Lässt dich verwahrloste Wege gehen,
Wahnsinniges, Grauenhaftes sehen,
Irrfahrten überstehen.
Erfahrungen, notwendige, schenkt er dir,
führt dich in die Mitte und über den Rand,
zum wahren Selbst, zu mir,
zur Wahrheit, Weisheit und Wonne,
zur inneren Sonne, zum Sat-Chit-Anand.
Ich weiß nicht, ob ich mich dafür entschuldigen soll, aber auf solche Gedanken kommt man eben, wenn man am Meer meditiert.
In dem neuen Buch, Einsichten und Weitblicke, erzähle ich über einiges, was mir auf dieser Pilgerreise durchs Leben begegnet ist. Etwas Biographisches, etwas über die lieben Pflanzen und Tiere, die mir begegnet sind, etwas über die tiefere Bedeutung der Jahreszeiten, etwas Heilkundliches und sonst noch etliches Kunterbuntes ist mit dabei.
Plötzlich am 11. Mai, dem Tag des heiligen Mamerz, stürzten die Temperaturen ab: Mit Eiseskälte und Donnerschlag stürmten die Eisheiligen über das Land. Den heiligen Mamerz (ein gallischer Bischof aus dem 5. Jh.) trauten die Bauern und Gärtner schon seit eh und je nicht: „Der heilige Mamerz hat von Eis ein Herz“, sagten sie. Und in diesem Jahr hielt er mit voller Wucht Einzug: In. Der Nacht stürzte die Temperatur bis unter null ab; am nächsten Morgen, am Tag des Pankratius, war alles mit einer 5 cm dicken Schneedecke bedeckt. Der nasse Schnee drückte die frisch grün belaubten Zweige der Bäume hinab zur Erde. Der Schnee taute zwar während des Tages, aber es blieb grau, düster, windig und kalt. Auch die anderen Eisheiligen der Servatius (13. Mai), der Bonifatius (14. Mai) und die „kalte Sophie“ (15.Mai) blieben ihrem Ruf als Eisheilige treu.
Mit herzlichen Grüßen,
Euer Wolf-Dieter Storl
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